Headline: Wie stark darf der Mensch in Natur und Schöpfung eingreifen? Dialogveranstaltung mit Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz zu Climate Engineering

Über das veränderte Verhältnis von Mensch und Schöpfung im Zeitalter des Anthropozäns diskutierten Mitglieder der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz mit Wissenschaftlern des IASS am 6. Februar in Potsdam. Der Mensch beeinflusst die Ökosysteme der Erde grundlegend und hat damit einen nicht unerheblichen Anteil am weltweiten Klimawandel. Seit einigen Jahren wird als Mittel gegen die Klimaerwärmung vermehrt auch über den Einsatz verschiedener Technologien diskutiert. Dazu gehört die Möglichkeit, CO2 aus der Atmosphäre oder direkt aus den Abgasen von Kraftwerken und anderen Industrieanlagen zu entfernen (Carbon Dioxide Removal). Ein weiterer Ansatz ist, die Reflexion des Sonnenlichts zu erhöhen, um so die Erde zu kühlen und dem globalen Temperaturanstieg entgegenzuwirken (Solar Radiation Management oder auch Reflectivity Modification). Diese Technologien werden oft unter dem Begriff Climate Engineering oder Geoengineering zusammengefasst und sind teilweise mit Risiken verbunden, die bisher kaum abgeschätzt werden können. In wie weit darf also der Mensch in die Natur eingreifen, um sich selbst zu schützen und das Klima zu kontrollieren?

Im Vordergrund des Gesprächs stand vor allem die gesellschaftliche Dimension von Climate Engineering. Erörtert wurden bei dem Treffen (christlich-) ethische und völkerrechtliche Fragestellungen – allen voran die Gerechtigkeitsfrage: Besteht das Risiko, dass global wirksames Climate Engineering von einzelnen Ländern ohne internationale Abstimmung eingesetzt werden könnte? Und wenn ja, dürften dann die Chancen, die sich daraus für diese Länder ergeben, die Risiken für andere Länder aufwiegen? Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass diese sozialen Risiken und Unsicherheiten vor einem Einsatz von Climate Engineering grundlegend diskutiert und geklärt werden müssten. Die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz begrüßten es, dass die Wissenschaftler des IASS die religiösen Perspektiven zu einem frühen Zeitpunkt in ihre Erforschung der Risiken von Climate Engineering einbeziehen.

Das informelle Treffen fand im Rahmen einer Dialogreihe des interdisziplinären Mikrokosmos des SIWA-Clusters statt. In Gesprächen mit gesellschaftlichen Interessenvertretern soll Climate Engineering aus verschiedenen Perspektiven analysiert und kritisch bewertet werden. Neben rechtlichen, technischen, psychologischen und politischen Aspekten stehen religiöse und ethische Betrachtungsweisen im Fokus. Bereits im April 2013 trafen sich dazu internationale Vertreter verschiedener Religionen am IASS, um unter dem Titel „Religious and Spiritual Perspectives on Climate Engineering“ zu diskutieren.

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