Research Institute for Sustainability Helmholtz Centre Potsdam

Bildung und Sicherheit

Die Studie „Bildung und Sicherheit“ wurde zur Vorbereitung auf den XIV. Workshop desForschungforum Öffentliche Sicherheit bei Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn und Dr. Piet Sellke(Dialogik – gemeinnützige Gesellschaft für Kommunikations- und KooperationsforschungmbH) in Auftrag gegeben.Die Autoren gehen davon aus, dass sich eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den ThemenRisiko, Sicherheit und Bildung nicht auf die Vermittlung von technischem oder statistischemWissen beschränken kann. Es geht vielmehr darum, die Behandlung von Risiken in einem pluralenUmfeld von konkurrierenden Wissensansprüchen, unterschiedlichen Werten und Lebensstilenund verschiedenen kulturellen Traditionen zu lokalisieren. Gleichzeitig sind die modernen Risikenkomplexer, unsicherer und mehrdeutiger geworden. Das erschwert auch ihre wissenschaftlicheErfassung.Vielfältigkeit von Bildungsangeboten ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, allerdings leidendie Bildungsangebote an eben genau der Unschärfe des Sicherheitsbegriffs. Entweder wird derBegriff der Sicherheit diszipliniert vereinnahmt, was den Integrationsgedanken des Risikos alsübergeordnetes Maß für die relative Gefährdung einer Zielgröße widerspricht, oder aber es führt zueiner verschwommenen Diskussion von allgemeinen Sicherheitskriterien, die den unterschiedlichenAusgangslagen selten gerecht wird. Es fehlt also häufig die integrierende Sicht- und Arbeitsweisebei gleichzeitiger Trennschärfe der Begriffe und Konzepte. Das schlägt sich dann auch in denBildungsangeboten nieder. Hier gibt es eine Vielzahl von Angeboten, die entweder Sicherheit alsOptimierung von technischen Systemen sehen (und dabei die Schnittstelle zu individuellem undsozialem Handeln ausblenden) oder aber unter dem Dach der Sicherheit alles unterbringen wollen,was an denkbaren Gefährdungen für ein System infrage kommt.Damit die mit Risiken beschäftigten Fachkräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und Regulierungsinstitutionendiese komplexen Zusammenhänge besser verstehen und bearbeiten können, sinderhebliche Reformen im Bereich der Risikobildung unabdingbar. Erforderlich ist zum einen eineIntegration von interdisziplinärem Risikowissen in die Prozesse der Ausbildung und Bildung mithilfevon verbessertem Lehrmaterial und projektbezogenem Unterricht. Zum anderen ist vor allemfür die Praktiker eine auf interdisziplinäres und systemisches Verständnis von Risiko basierendeStrategie der Fort- und Weiterbildung unerlässlich, um die hohen Anforderungen an ein effektivesRisikomanagement mit den Erfordernissen und benötigten Kompetenzen einer pluralen undinformierten Öffentlichkeit in Einklang zu bringen.Aus der Diskussion über die Erfordernisse und Kompetenzen lassen sich Anforderungendefinieren, die an Organisationen gestellt werden müssen, um einen kompetenten und mündigenUmgang mit Risiken sicherzustellen. Diese Anforderungen müssen in das Bildungssystem der Schulen ebenso eingearbeitet werden wie in das der Universitäten und Weiterbildungsstätten.Selbst wenn Sicherheit studiert wird, wird doch deutlich, dass eine integrative und systemischeSichtweise weiterhin in den Studienprogrammen unterbetont ist.

Publication Year

2017

Publication Type

Citation

Sellke, P., & Renn, O. (2017). Bildung und Sicherheit. Berlin: Freie Universität.

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