Die experimentelle Stadt: Ent- oder (Re)politisierung städtischer Transformationen?
Experimente gewinnen zunehmend an Bedeutung in gesellschaftlichen Gestaltungs- und Innovationsprozessen; insbesondere im Kontext von städtischen Nachhaltigkeitstransitionen. Experimenten wird zugutegehalten, dass sie aufgrund ihrer iterativen und partizipationsorientierten Art der Lösungsfindung besser als traditionelle Governance-Ansätze geeignet seien, mit Unsicherheit, Komplexität und heterogenen Wertevorstellungen umzugehen. Jedoch wurde ebenfalls festgestellt, dass Experimente in manchen Fällen unzulänglich Bezug nehmen auf kontextspezifische Lebensrealitäten und soziopolitische Konfigurationen, dass sie bestehende Machtstrukturen festigen können, und am Rande oder außerhalb formalpolitischer Entscheidungsprozesse Realitäten schaffen. In diesem Beitrag beleuchten wir anhand von Beispielen aus unserer Forschungspraxis die Vielfalt der Rollen, die Experimente in der politischen Aushandlung und Gestaltung städtischer Nachhaltigkeitstransitionen einnehmen können. Wir decken eine große Bandbreite von experimentellen Zugängen ab und beleuchten diese aus unterschiedlichen Perspektiven: Pop-up-Fahrradwege während Corona, technologiezentrierte Reallabore, Reallabore im Bereich der Pendelmobilität, Reallabore zur nachhaltigen Stadtentwicklung, und Einwohner*innen-Initiative für autobefreite Stadtteile am Beispiel der Kiezblocks. Wir zeigen auf, dass sich Experimente unterschiedlichen Gegenständen annehmen können und somit unterschiedliche Aspekte städtischer Nachhaltigkeitstransitionen politisch prägen. Der Beitrag verdeutlicht zudem, dass Experimente immer auch Aus- und Einschließungsprozesse mit sich bringen, und dass auch solche Prozesse politisch aufgeladen sind.
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Meinherz, F., Mögele, M., Nitschke, L., Marquardt, E., & von Schneidemesser, D. (2023). Die experimentelle Stadt: Ent- oder (Re)politisierung städtischer Transformationen? In P.-I. Villa (Ed.), Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2022. Essen: Deutsche Gesellschaft für Soziologie e.V.