Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Transformative Nachhaltigkeitsforschung kann Kohlekonsens befördern

28.07.2016

Energiewende

Rund 500 Demonstranten versammelten sich am 21. Mai 2015 in Köln, um gegen die Klimaabgabe auf ältere Kraftwerke Stellung zu beziehen. Mit einer Menschenkette um den Kölner Dom und der Verteilung von Braunkohle-Tütchen machten sie auf sich aufmerksam. © Markus Feger
Rund 500 Demonstranten versammelten sich am 21. Mai 2015 in Köln, um gegen die Klimaabgabe auf ältere Kraftwerke Stellung zu beziehen. Mit einer Menschenkette um den Kölner Dom und der Verteilung von Braunkohle-Tütchen machten sie auf sich aufmerksam. © Markus Feger

Mit ihren Zielen zur Senkung der Treibhausgasemissionen und zum Ausbau der erneuerbaren Energien hat die Bundesregierung zugleich das vollständige Ende der Kohleverstromung in Deutschland beschlossen. Doch die Frage, wie und bis wann der Ausstieg von diesem bedeutenden fossilen Energieträger organisiert werden soll, ist derzeit eine der konfliktreichsten Großbaustellen der Energiewende. Denn die Kohleverstromung ist in Deutschland industrie- und beschäftigungspolitisch stark verankert, was ein zügiges Erreichen der Klimaschutzziele erschwert. In einem aktuellen, in der Zeitschrift GAIA erschienenen Artikel zeigen Daniela Setton und Sebastian Helgenberger vom IASS auf, wie eine transformative Nachhaltigkeitsforschung in diesem politischen Feld hilfreiche Impulse setzen kann, um Politik und Gesellschaft bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zu unterstützen.

Rund 500 Demonstranten versammelten sich am 21. Mai 2015 in Köln, um gegen die Klimaabgabe auf ältere Kraftwerke Stellung zu beziehen. Mit einer Menschenkette um den Kölner Dom und der Verteilung von Braunkohle-Tütchen machten sie auf sich aufmerksam. © Markus Feger
Rund 500 Demonstranten versammelten sich am 21. Mai 2015 in Köln, um gegen die Klimaabgabe auf ältere Kraftwerke Stellung zu beziehen. Mit einer Menschenkette um den Kölner Dom und der Verteilung von Braunkohle-Tütchen machten sie auf sich aufmerksam. © Markus Feger

Konstruktive Diskussionen nötig

„Für das Gelingen der Energiewende ist es entscheidend, dass dieser zentrale Konflikt politisch und gesellschaftlich so bearbeitet werden kann, dass im Sinne des Gemeinschaftswerks Energiewende eine rechtzeitige und sozialverträgliche Transformation im Energiebereich gelingt“, betont die Politikwissenschaftlerin Daniela Setton. Zentral sei deshalb, den politischen Prozess so zu gestalten, dass zugleich die Klimaschutzziele eingehalten werden können und ein tragfähiger Interessensausgleich organisiert werden kann. Dafür müssten sich die beteiligten Akteure auf einen konstruktiven Austausch einlassen. In der stark polarisierten und strategisch geführten Debatte seien sie dazu bislang kaum bereit. Hier setzt die Arbeit des IASS an.

Im Rahmen der transdisziplinären Forschung des Instituts wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie eine transformative Forschung in einem Prozess – weg von Konfrontation, hin zu Verständigung – eine unterstützende Rolle spielen kann. So kann sie zum einen Fragestellungen aufgreifen, die sich bei der konkreten Auseinandersetzung ergeben, bislang aber nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht oder in der Diskussion zu wenig berücksichtigt wurden. Zum anderen kann sie punktuell durch die wissenschaftliche Analyse von Gestaltungsvorschlägen mit hohem transformativem Potenzial helfen, Blockaden zu überwinden und einen lösungsorientierten Prozess zu befördern.

IASS-Forschung zur Konfliktlinie Kohle

Vor diesem Hintergrund hat das IASS mit Akteuren aus Politik, Verbänden und Energiewirtschaft wichtige Fragen und Themen sondiert, deren wissenschaftliche Bearbeitung hilfreiche Impulse für einen Kohlekonsens-Prozess liefern kann. Auf dieser Grundlage wurden am Institut folgende Forschungslinien identifiziert, die in dem GAIA-Artikel vorgestellt werden:

1. Die Auswertung von Erfahrungen in Deutschland mit bereits beschlossenen Ausstiegen wie dem Atomausstieg oder der Beendigung des Steinkohlebergbaus, um daraus Rückschlüsse für einen Kohlekonsens-Prozess zu ziehen. Darüber hinaus wird geprüft, welche Rolle dabei Konsensrunden, Expertenkommissionen oder Verhandlungslösungen spielen können.

2. Gemeinsam mit dem Forum Sozial-Ökologische Marktwirtschaft (FÖS) hat das IASS in einer Studie untersucht, wie die finanzielle Vorsorge bei den Braunkohlefolgekosten sichergestellt werden kann.

3. Der vielversprechende Vorschlag, eine Stiftung zu gründen, die den Ausstieg der Braunkohle regelt, wird in der politischen Debatte bisher kaum beachtet. Da eine Analyse und Bewertung zu einem besseren Verständnis beitragen könnte, wird diese Option im aktuellen Forschungsprogramm geprüft.

Setton, D., Helgenberger, S. (2016): Den Kohlekonsens befördern: Zum aktuellen Beitrag der transformativen Nachhaltigkeitsforschung. - GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, 25, 2, p. 142-144.

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