Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Der Ansatz des RIFS

Transformationen zur Nachhaltigkeit im Anthropozän

Die Welt, in der wir leben, ist von einem rasanten, sich beschleunigenden Wandel geprägt. Spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sind wir Menschen zum entscheidenden Einflussfaktor auf die Entwicklung unseres Planeten und damit des Erdsystems geworden, zum Beispiel durch den menschengemachten Klimawandel oder die Verteilung von Fremdstoffen wie Mikroplastik an die entlegensten Orte der Erde und in die Ozeane. Deshalb findet in der Wissenschaft mittlerweile die Auffassung breite Unterstützung, die Erdgeschichte sei in ein neues geologisches Zeitalter eingetreten: das Anthropozän. Diesen globalen Wandel müssen wir heute nachhaltig gestalten, um im Anthropozän eine global gerechte, ökologisch verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Gesellschaft für Gegenwart und Zukunft zu schaffen. Wir brauchen Transformationen hin zur Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft und  müssen deshalb Politik, Kultur, Wirtschaft und Technik darauf ausrichten. Die Ziele dieser Transformationen sind zum Beispiel in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bestimmt: Zu ihnen gehören unter anderem der Schutz von Umwelt und Klima, der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für eine effiziente Versorgung aller Menschen mit Gütern und Dienstleistungen und ein friedliches und faires, vom Gemeinwohl geprägtes Sozialwesen.

Transformative Nachhaltigkeitsforschung am RIFS

Das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (englisch Research Institute for Sustainability, kurz: RIFS) ist diesen Zielen verpflichtet. Mit seiner Forschung und Beratung schafft es  Wissen, das zur Transformation in Richtung Nachhaltigkeit beiträgt. Die Forschung der Instituts soll darüber hinaus transformativ wirken: Sie soll zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen aktiv  beitragen. Einerseits erforscht das RIFS die natürlichen und ökologischen Grundlagen einer nachhaltigen Lebensweise, andererseits untersucht es, wie die Ziele nachhaltiger Entwicklung miteinander in Einklang gebracht und in den komplexen politischen, ökonomischen und kulturellen Strukturen unser Gesellschaften erreicht werden können. Beispielsweise erforscht das Institut, wie bestimmte Schadstoffe in die Luft gelangen und durch welche Maßnahmen ihr Ausstoß verringert werden kann. Von dort geht das Institut noch einen Schritt weiter und untersucht, wie die technischen Möglichkeiten und politischen Steuerungsinstrumente zur Luftreinhaltung effizient genutzt werden können, ohne dass sich schwerwiegende unbeabsichtigte, nicht nachhaltige Folgen für Ökologie und Gesellschaft ergeben. Auf diese Art und Weise erforschen die Forschungsgruppen am Institut zentrale Fragen der Nachhaltigkeit. Zum Beispiel: Wie lässt sich die Energiewende sozial gerecht gestalten? Wie können wir den Kohleausstieg zur Chance für einen nachhaltigen Strukturwandel in den Braunkohleregionen machen? Wie können wir Mobilität neu und nachhaltig gestalten?

Unsere Definition von Nachhaltigkeit

Im Verständnis des RIFS umfasst Nachhaltigkeit ein Leitkonzept, um humane Lebensbedingungen für alle Menschen weltweit heute und in Zukunft sicherzustellen und zu fördern sowie dazu beizutragen, dass die dafür notwendigen natürlichen Lebensgrundlagen wiederhergestellt und erhalten werden.

Die interdisziplinären Forschungsgruppen am RIFS, die derartige Nachhaltigkeitsfragen bearbeiten, orientieren sich dabei an der RIFS-Vision und -Mission (siehe unten)  und den folgenden Leitfragen:

Welche wesentlichen umwelt- und gesellschaftsbezogenen Bedingungen, Merkmale, Dynamiken und Treiber wirken sich positiv oder negativ auf einen, an Nachhaltigkeit orientierten gesellschaftlichen Wandel aus und welche Wechselwirkungen ergeben sich daraus für die natürliche Umwelt und die Gesellschaft?

In welcher Art und Weise trägt die transdisziplinäre Forschung des RIFS, einschließlich des Einsatzes von ko-kreativen Kommunikations- und Beteiligungsprozessen, dazu bei, eine vor allem an demokratischen Prinzipien und dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit ausgerichtete Transformation in Richtung Nachhaltigkeit anzuregen und zu gestalten?

Der transdisziplinäre und ko-kreative Ansatz des Instituts

Das RIFS verfolgt einen transdisziplinären Forschungsansatz: Das bedeutet, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen beständigen Austausch mit Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft pflegen. Dadurch führen die Forschungsgruppen möglichst alle relevanten Formen des Wissens innerhalb und außerhalb der Wissenschaft zusammen, um gemeinsam Probleme besser zu verstehen und geeignete Lösungen zu finden. Außerdem berät das Institut auf der Grundlage seiner Forschung Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und befördert so den weiteren Transformationsprozess.

Die transdisziplinäre Forschung und Beratung ist vor allem ko-kreativ ausgerichtet. Ko-kreativ gestaltete Kooperationsprozesse führen die Kompetenzen und die Perspektiven der Beteiligten so zusammen, dass neue Formen von Wissen und Handlungsfähigkeit sowie kreative Einsichten und Lösungswege entstehen. Das Institut setzt dort an, wo es darum geht, Probleme nachhaltiger Entwicklung zu erkunden und zu verstehen und dann in Bezug zu möglichen Lösungen zu setzen. So schafft es eine Verständigung, die durch wissenschaftliche Evidenz informiert ist und in die Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ihre Werte und Interessen einbringen können, um zu effektiven, effizienten, resilienten und ethisch reflektierten Lösungsansätzen zu kommen. Das RIFS unterstützt so Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Politik,  Zivilgesellschaft und Wirtschaft bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Denn nur dann haben die heute lebenden Menschen und folgende Generationen Aussicht auf eine lebenswerte Welt.

Forschungsthemen

Am RIFS wird zu drei übergeordneten Themen geforscht:

Nachhaltigkeitstransformationen und Gesellschaft 

Die Forschenden in diesem Themengebiet untersuchen gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen, die nachhaltigkeitsorientierte Transformationen befördern oder verhindern. Die Forschung zielt darauf ab, gesellschaftliche Strukturen, Zusammenhänge und Dynamiken mit Bezug zur Nachhaltigkeit besser zu verstehen und Strategien für ein nachhaltiges gesellschaftliches Wohlergehen zu erforschen.

Transformation von Mensch-Umwelt-Interaktionen

In diesem Forschungsthema untersuchen und entwickeln die Forschenden Ansätze zum Umgang mit aktuellen und potenziellen Auswirkungen ausgewählter globaler Veränderungsprozesse: Klimawandel, Luftverschmutzung und Veränderungen der Meeresumwelt. Ziel ist es, die Resilienz gegenüber Umweltveränderungen und -risiken zu stärken und geeignete Maßnahmen zur Prävention, Anpassung oder Transformation in Richtung Nachhaltigkeit aufzuzeigen. 

Weiterentwicklung von Transdisziplinarität und Ko-Kreation

In vielen Bereichen der Transformation zur Nachhaltigkeit kommt es darauf an, verschiedene Perspektiven und Wissensformen zusammenzuführen. In kultursensitiven Reflexions- und Beratungsräumen sowie durch vertrauensvolle und transdisziplinäre Partnerschaften kann sozial robustes Wissen über und für diese Transformation erzeugt werden. In diesem Forschungsthema befassen sich die Forschenden daher mit der Evaluation und Weiterentwicklung transdisziplinärer und ko-kreativer Methoden, die in ausgewählten Praxisfeldern zur Anwendung kommen.

Neben diesen Forschungsthemen belebt das Fellow-Programm die Forschungsarbeiten des RIFS. Jährlich bringen bis zu 25 Forscherinnen und Forscher, aber auch Praktikerinnen und Praktiker aus aller Welt ihre Expertise und Ideen in die Arbeit des Instituts ein.

Weitere Informationen zu unserem transformativen Forschungsansatz und unserer Forschung: 

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