Covid-19-Pandemie: Sicheren Fußverkehr und Radfahren ermöglichen
01.04.2020
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen der Mobilitätsforschung, Psychologie und den Gesundheitswissenschaften appellieren, angesichts der Corona-Pandemie für eine Mobilitätsinfrastruktur zu sorgen, die das geforderte Abstandhalten ermöglicht und die Gesundheit der Menschen fördert.
„Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie ist es für die öffentliche Gesundheit essentiell, die Kontakte zwischen potenziell infizierten und nicht infizierten Menschen so weit wie möglich zu reduzieren. Dies erfordert Veränderungen des öffentlichen Raums, um sowohl eine ansteckungsfreie Mobilität als auch genug Bewegung zu ermöglichen.
Die Förderung des Radfahrens und Zufußgehens unterstützt das Ziel, die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen. Indem Menschen mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen anstatt den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, kann das Ansteckungsrisiko in Bussen und Bahnen reduziert werden. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sollte denjenigen zur Verfügung stehen, die keine anderen Mobilitätsoptionen haben.
Das Zufußgehen und Radfahren sollte durch zügige Anpassungen der Infrastruktur unterstützt werden, z.B. indem temporäre Radwege angelegt, Modalfilter für motorisierte Fahrzeuge geschaffen und an engen bzw. überfüllten Gehwegstellen zusätzliche Straßenbereiche für Fußgänger:innen (Shared Space) geöffnet werden. Geschwindigkeitsbegrenzungen sollten durchgesetzt und wenn möglich verschärft werden, um das Risiko von Verkehrsunfällen zu verringern.
Es ist jetzt wichtig, die körperliche und mentale Gesundheit aufrechtzuhalten und das Immunsystem zu stärken. Bewegung stärkt das Immunsystem und verringert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiedenen Krebsarten, Demenz, chronischen Krankheiten und Diabetes. Diese Krankheiten betreffen Millionen von Menschen und können das Risiko eines schwerwiegenden Verlaufs bei einer Ansteckung mit dem Covid-19-Virus erheblich erhöhen.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Kindern und Jugendlichen eine körperliche Aktivität von mittlerer bis hoher Intensität im Umfang von mindestens 60 Minuten pro Tag und Erwachsenen eine Aktivität von mindestens 150 Minuten (bei moderater körperlicher Intensität) oder 75 Minuten (bei hoher körperlicher Intensität) in der Woche. Die Menschen sollten ermutigt werden zu Hause Sport zu machen, aber Spazierengehen und Radfahren im Freien, insbesondere im Grünen, hat zusätzliche Vorteile für die mentale und körperliche Gesundheit. Entscheidungsträger:innen sollten daher sicherstellen, dass Parks und andere Grünflächen geöffnet bleiben und sicheres Verhalten mit ausreichend Abstand gewährleistet ist. Eine temporäre Öffnung des Verkehrsraums kann eine sichere körperliche Aktivität fördern und gleichzeitig den sozialen Abstand wahren.
Regierungsakteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene sollten evidenzbasierte Richtlinien für die Schaffung von temporärer Infrastruktur zum Zufußgehen und Radfahren veröffentlichen, die es ermöglicht ausreichend Abstand zu halten und die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken.“
Hier finden Sie den Appell und die Liste der bisherigen Unterzeichnerinnen und Unterzeichner (wird laufend aktualisiert.)
Um Mitunterzeichner:in zu werden, bitte eine Mail an dirk [dot] vonschneidemesser [at] iass-potsdam [dot] de (mit Name, Titel, Institution, sowie die Erklärung: “Ich bin damit einverstanden, öffentlich als Unterzeichner:in des Briefes ‘Forscher:innen fordern Entscheidungsträger:innen auf, während der Covid-19-Pandemie sicheren Fußverkehr und Radfahren zu ermöglichen’ genannt zu werden).