Eine kollektive wissenschaftliche Lernreise?
24.08.2023
Was ist transformative Forschung? Welche Art von Wissen und Kapazitäten kann die Forschung zum gesellschaftlichen Wandel beitragen? Und wie sollten Wissenschaftler:innen ihre eigene Rolle in komplexen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen reflektieren und anpassen und ihre Praxis sogar transformieren?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Workshops zum Thema "Advancing Transformative Research", den das Center for Innovation Systems & Policy am Austrian Institute of Technology (AIT) im Dezember 2022 veranstaltete. Rund 25 Teilnehmer:Innen von Universitäten und Forschungszentren aus Europa und darüber hinaus folgten der Einladung zu der hybriden Veranstaltung in Wien. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmer:innen an drei Tagen die Definitionen, Theorien und die Herausforderung, transformative Forschung gesellschaftlich zu legitimieren, sowie die sich verändernden Rollen von transformativen Wissenschaftler:innen.
Transformationsorientierte Forschung ist dabei bereits Teil verschiedener bestehender Gemeinschaften wie der Transformations Community, Sustainability Transition Research Network, Action Research Plus, swiss TD-Net und der Action Research Plus community. Diese Ansätze der transformativen Forschung sind jedoch verstreut. Ziel des Workshops war es somit, einen Raum für den Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen der unterschiedlichen Schulen und Denkweisen zu schaffen, um bestehende Forschungsansätze miteinander in Verbindung zu bringen. Das soll nicht heißen, dass Vielfalt in Forschungsgemeinschaften nicht auch wünschenswert sein sollte. Gleichzeitig lohnt es sich jedoch auch, Synergien zu fördern und sich gegenseitig zu unterstützen.
Was zeichnet transformative Forschung aus? Sie befasst sich mit real-weltlichen Herausforderungen der Nachhaltigkeit, die grundlegende Veränderungen oder eine sog. Transformation erfordern. Sie verfolgt einen interventionistischen Ansatz, der darauf abzielt, den sozio-ökologischen Wandel durch Experimente und die Integration verschiedener Wissensformen verschiedener Akteure zusammenzubringen und zu gestalten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit, die ethische und normative Fragestellungen fördern.
In ein RIFS Workshop Summary reflektieren die Autoren dieses Blog-Beitrags über drei wichtige Erkenntnisse, die sie aus der zweitägigen Veranstaltung für die Gemeinschaft gewonnen haben und die zu Folgefragen und weiteren Reflexionen führten:
- Transformative Forschung wird durch kollaboratives Fragen maßgeblich vorangetrieben: Geht es vielmehr darum, gemeinsam die richtigen Fragen zu formulieren, anstatt vorschnell Wissen und vermeintliche Lösungen zu generieren?
- Transformative Forschung profitiert von einer gemeinsamen Identität: Wer sind WIR, und was verändert die transformative Forschung für uns und unsere Rolle als Forscher:in in unserer täglichen wissenschaftlichen Praxis?
- Partizipative Praktiken sind der Schlüssel zur transformativen Forschung: Welche Denkweisen und Formate wählen wir, um in sinnvoller und wertschätzender Weise zusammenzukommen?
Am Ende der Veranstaltung wünschten sich die Teilnehmer:Innen weitere Diskussionen und zukünftige Zusammenarbeit, um das Potenzial der transformativen Forschung zu fördern. In dieser Hinsicht möchten wir diese Dynamik nutzen und die Gemeinschaft zu einer weiteren Diskussion am RIFS über den Wert einer kontinuierlichen Lernreise für transformative Forschung einladen. Die TranS-Mind-Forschungsgruppe am RIFS würde sich freuen, diese Diskussion zu leiten und zu moderieren, während wir weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit, des Austauschs und des Engagements erkunden.
Publikation: Voggenreiter, V., Beyers, F. (2023). A Journey of Collective Scientific Learning: A Networking Event on Transformative Research Hosted by the Austrian Institute of Technology - RIFS Workshop Summary. DOI: 10.48481/rifs.2023.027