Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Systemische Risiken und Transformationsprozesse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung

Die angestrebte Transformation zur nachhaltigen, klimaneutralen Gesellschaft ist ein konfliktgeladener und riskanter Prozess, der technologische Innovationen, den gravierenden Wandel im Umgang des Menschen mit den Ökosystemen und gesellschaftliche Modernisierungsprozesse umfasst. Einer der wesentlichen Gründe für die Entstehung dieser neuen, komplexen gesellschaftlichen Konstellation ist die Überlappung von drei global wirkenden Transformationswellen: der Globalisierung, der Digitalisierung und der „Sustainabilisierung“. Diese Transformationsprozesse bieten große Chancen, zugleich bergen sie viele, zum Teil versteckte Risiken, die konzertierte und integrierte Anstrengungen von Regierungen, Wirtschaftsunternehmen und zivilgesellschaftlichen Gruppen erfordern und dabei stets mit großen Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten verbunden sind. Transformationsprozesse dieser Größenordnung sollten daher aus der Perspektive der Risikoforschung, insbesondere jener, die sich mit systemischen Risiken beschäftigt, betrachtet werden. Systemische Risiken sind durch Komplexität und Interdependenz, systemische Grenzüberschreitung, Nichtlinearität, Bifurkationspunkte und mangelnde gesellschaftliche Aufmerksamkeit gekennzeichnet. Diese Charakteristika unterscheiden systemische Risiken von herkömmlichen Risiken und machen dieses Konzept besonders fruchtbar für die Anwendung auf Transformationsprozesse. Der vorliegende Beitrag umfasst eine Analyse empirischer Transformationsprozesse aus der Perspektive systemischer Risiken am Beispiel des Klimawandels. Dieser Analyse schließt sich ein Ausblick in die Governance der systemischen Risiken von Transformationsprozessen an. Aufgrund ihres dynamischen Ausbreitungsverhaltens können systemische Risiken bislang unzureichend erfasst werden und lassen sich nur schwerlich in herkömmliche Governance-Strukturen einordnen. Sie verlangen nach neuen Institutionen und Verfahren, die sich gezielt der sekundären und tertiären Schadenswirkungen in den Auslagerungsbereichen annehmen. Dabei gilt es vor allem zu beantworten, wie sich eine inklusive nachhaltige Gesellschaftsentwicklung vorantreiben lässt, die die Chancen der Modernisierung, Digitalisierung und Globalisierung ergreift, aber deren Fallstricke vermeidet.

Publikationsjahr

2019

Zitation

Schweizer, P.-J., & Renn, O. (2019). Systemische Risiken und Transformationsprozesse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung. In M. Englert, & A. Ternès (Eds.), Nachhaltiges Management (pp. 211-227). Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.

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