Analyse und Kategorisierung von Gefahren mit hohem Krisenpotenzial
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Die Coronapandemie zeigt die Verletzlichkeit und Krisenanfälligkeit komplexer Gesellschaften, die global hoch interdependent miteinander verflochten sind. Im Rahmen einer Untersuchung des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag erstellen IASS-Forschende eine Analyse von Gefahren mit hohem Krisenpotenzial.
Die Coronapandemie zeigt auf, wie wenig sich die systemischen Risiken eingrenzen lassen, die im Zeitalter rapider globaler Menschen-, Waren- und Informationsströme von Pandemien ausgehen. Zum einen breiten sich Erreger in einer globalisierten Welt mit effizientem internationalem Personenverkehr rapide weltweit aus. Zum anderen sind die Auswirkungen der Pandemie nicht auf das Gesundheitssystem begrenzt. Die Pandemie betrifft sämtliche vitalen Systeme unserer Gesellschaft, von der Lebensmittelversorgung, dem Wirtschafts- und Finanzsystem, dem Bildungssystem bis hin zum kulturellen und sozialen Leben - nicht nur in einigen Krisengebieten, sondern weltweit. Weitere Krisen dieses Ausmaßes sind auch in Zukunft nicht ausgeschlossen.
Tiefgreifende Krisen können nur bewältigt oder gar verhindert werden, wenn Anzeichen freizeitig identifiziert werden, die auf ihre Entstehung hindeuten. Im Rahmen der Untersuchung „Krisenradar - Resilienz von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft durch Krisenvorhersage stärken" des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) wird untersucht, wie ein kontinuierliches vorausschauendes Krisenradar gestaltet und institutionell - auch international - verankert werden müsste, um ein frühzeitiges Krisen- und Risikomanagement zu ermöglichen.
Risikoanalysen fehlt es an Weitsicht
Obwohl es an Institutionen, die Instrumente zur Früherkennung anwenden, nicht mangelt, werden die gewonnenen Erkenntnisse nicht ausreichend genutzt, vernetzt und in politische Prozesse übersetzt und integriert. Bis dato fehlt es den Risikoanalysen häufig an der notwendigen Weitsicht. Krisen und Risiken werden nicht systemisch gesehen und gedacht, sondern ganz überwiegend als Ausnahmezustand, dem akut - und zeitlich begrenzt - begegnet werden muss.
Um künftig besser auf das Auftreten von globalen Schocks vorbereitet zu sein, ist ein permanentes und globales Frühwarnsystem notwendig, das mögliche Risiken und Gefahren frühzeitig erkennt und damit ein vorausschauendes Krisen- und Risikomanagement ermöglicht. Das übergeordnete Ziel aller Maßnahmen ist, die Vitalität der Gesellschaft aufrechtzuerhalten und sich negativ auswirkende Extremlagen zu vermeiden.
Krisenradar ermöglicht umfassendes, nachhaltiges Reagieren
Ziel des Projekts ist es, Grundlagen für ein frühzeitiges Krisen- und Risikomanagement zu schaffen, indem erforscht wird, wie ein kontinuierlich vorausschauendes Krisenradar gestaltet und auf internationaler Ebene verankert werden müsste. Hieraus resultieren zwei Leitfragen: Welche Defizite bestehen bei der Früherkennung von systemischen Bedrohungen? Welche Instrumente, Einrichtungen und Konsultationsmechanismen im politischen Raum müssten verbessert oder erst noch geschaffen werden, um eine zügige, umfassende und nachhaltige Reaktion auf krisenhafte Ereignisse zu gewährleisten? Das Projekt soll hierfür insgesamt vier Module umfassen:
- Modul 1: Lessons Learnt: Reallabor Corona - Erfahrungen mit Frühwarnsystemen in der aktuellen Pandemiekrise
- Modul 2: Zukünftige Krisen: prospektive Analyse von Gefahren mit hohem Krisenpotenzial und Vulnerabilitätsanalysen in ausgewählten gesellschaftlichen Teilsystemen
- Modul 3: Institutionelle Verankerungen der Früherkennung von systemischen Bedrohungen
- Modul 4: Resilienzförderung: neue Perspektiven für eine transformative Resilienz
IASS-Forschende tragen mit einem Gutachten zu Modul 2 bei.