Sprachkompass: Mobilität und öffentlicher Raum
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Die Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, werden von Worten und Aussagen beeinflusst. Denn die Sprache prägt das Bewusstsein. So ist es auch bei unserer Mobilität und Raumnutzung in Städten und Dörfern. Ein Beispiel: Wenn wir mit dem Wort „Straße" an Autoverkehr denken, wird es schwierig eine Straße zu gestalten, in dem der Autoverkehr nicht eine zentrale Rolle - und sehr viel Raum - bekommt. Dabei ist es eine relativ neue Erscheinung, dass Straßen vorrangig dem Autoverkehr dienen. Kurz: Wie wir über Städte sprechen, beeinflusst, wie wir Städte gestalten.
Transformationen in Mobilität und öffentlicher Raum stehen an
Städtische Räume müssen entsiegelt werden, um Versickerungszonen für die immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse zu schaffen. Die Höchstgeschwindigkeit muss reduziert werden, um Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Fuß- und Radverkehr muss attraktiver werden, denn die Förderung körperlicher Aktivität wirkt der öffentlichen Gesundheitskrise entgegen.
Die Begriffe, die wir in Zusammenhang mit der Mobilitätswende benutzen, stellen aber möglicherweise Barrieren da. Macht es einen Unterschied, ob wir von einem „Radschnellweg" oder einer „Fahrradautobahn" reden? Hält ein Unfallbericht fest, eine Fußgängerin sei unter einen Lastwagen „geraten", so erscheint der Lastwagen wie eine Naturgewalt. Die Rolle des Lastwagenlenkers wird ausgeblendet. Wird eine Straße „gesperrt", so bezieht sich diese „Sperrung" meist auf den motorisierten Verkehr. Dabei wird übersehen, dass sich auf einer „gesperrten" Straße - wenn sie für Fußgängerinnen und Fußgänger „offen" ist - viel mehr Menschen aufhalten können.
Die Beispiele zeigen, dass die Art, wie die Medien über Verkehr und Mobilität berichten, an Perspektiven gebunden ist, die uns selten bewusst sind. Der Sprachgebrauch vermittelt unvermeidlich Haltungen und Werte und ist - je nach Rolle, die man einnimmt - auch Ausdruck von Macht oder Ohnmacht.
Der Beitrag des Sprachkompasses
Gemeinsam mit Linguistinnen und Linguisten der Universität Wien und der Universität Bern werden Sozial- und Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Projekt Sprachkompass den Sprachgebrauch in den Medien zu Mobilität und öffentlichem Raum analysieren. Sie wollen Ausdrucksformen identifizieren, die einer Transformation im Weg stehen. Sie kommunizieren diese an Medienschaffende, NGOs sowie die Politik und öffentliche Verwaltung und reflektieren diese in einem gemeinsamen transdisziplinären Prozesse. Daraus werden Methoden entwickelt, um die Erkenntnisse im öffentlichen Diskurs zu verstetigen. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Mercator Deutschland und der Stiftung Mercator Schweiz.