Stadtquartiere im menschlichen Maßstab umgestalten (TuneOurBlock)
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Weniger motorisierter Durchgangsverkehr, mehr Fuß- und Radwege, Grünflächen sowie öffentlicher Raum für Begegnungen im Kiez - das sind die „Kiezblocks". Das Konzept kommt aus der Berliner Zivilgesellschaft und ist inspiriert von den „Superblocks" in Barcelona, den „Low-Traffic Neighbourhoods" in England und „Woonerf"-Konzepten aus den Niederlanden. Mit Kiezblocks in Berlin und „Supergrätzel" in Wien sollen Wohnquartiere menschenfreundlicher, resilienter und nachhaltiger werden. Einige Stadtviertel in Berlin sind schon dabei, andere wollen noch nachziehen. Am RIFS erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie erfolgreiche Beteiligungs- und Umsetzungsstrategien aussehen.
Aber nicht nur Berlin und Wien sollen davon profitieren: Die Ergebnisse sind von hoher Relevanz für die Transformation von urbanen Räumen in ganz Europa. In Zeiten der Pandemie haben viele Europäerinnen und Europäer statt ferner Ziele das eigene Viertel und die eigene Stadt als Lebensmittelpunkt wiederentdeckt. Deutlich wurde, wie wertvoll der Straßenraum besonders in innerstädtischen Quartieren ist und wieviel Fläche der private Autoverkehr beansprucht.
Um den vielschichtigen Nutzungsansprüchen und Funktionen von städtischem Straßenraum auch langfristig gerecht zu werden, wurde in Barcelona vor einigen Jahren das Konzept der Superblocks entwickelt. Ähnlich wie Verkehrslenkungskonzepte aus den 1970er Jahren in niederländischen Städten wie Groningen oder im letzten Jahrzehnt in Gent, wird der motorisierte Durchgangsverkehr aus Wohnvierteln herausgehalten, um Straßenraum für den Fuß- und Radverkehr zu gewinnen. Zusätzlich entstehen Plätze für den Aufenthalt und nachbarschaftliche Begegnungen sowie Grünflächen, die helfen, die Luftqualität und das Kleinklima im Wohnviertel zu verbessern.
Gemeinsam mit Forschungs- und Praxispartnern aus Berlin, Österreich und Slowenien untersucht das RIFS im TuneOurBlock-Projekt die Potenziale dieser Stadtgestaltungskonzepte für deutsche und europäische Städte und erarbeitet Implementierungs- und Beteiligungsstrategien für eine modellhafte Umsetzung. Die Umsetzung findet in Reallaboren in Berlin und Wien statt und bildet den Kern des Projekts. In Berlin begleitet das RIFS zusammen mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (DifU) und Changing Cities e. V. die Realisierung von zwei Kiezblocks. Auf Basis der Analyse von Barcelonas Superblocks und ähnlichen planerischen Ansätzen in europäischen Städten sowie der Erfahrungen aus den beiden Reallaboren entwickelt das Projekt anschließend Handlungsempfehlungen, die sich sowohl an zivilgesellschaftliche wie auch kommunale Akteure richten.