1.5° Lifestyles Project: Das muss Deutschland für die Klimawende tun
30.01.2025
Die Menschen in Deutschland müssen ihren Lebensstil erheblich ändern, um das 1,5°-Klimaziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des EU 1.5° Lifestyles-Projekts unter Leitung von Professorin Doris Fuchs vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) am GFZ. Das Team des EU geförderten Projekts hat Pfade zu nachhaltigen Lebensstilen in fünf repräsentativen EU-Ländern untersucht: Deutschland, Lettland, Spanien, Ungarn und Schweden. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit struktureller Veränderungen, denn diese ermöglichen erst nachhaltige Lebensstile.
Deutschland ist zwar Vorreiter für technologischen Fortschritt in Europa, sieht sich jedoch beim Klimaschutz mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: Im Jahr 2015 verzeichneten deutsche Bürgerinnen und Bürger mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 9,5 Tonnen CO2 den höchsten ökologischen Fußabdruck pro Kopf unter den fünf untersuchten Ländern. Diese alarmierende Zahl macht die Dringlichkeit von Veränderungen deutlich.
Der hohe CO2-Ausstoß in Deutschland ist auf einige wesentliche Faktoren zurückzuführen: Zentraler Treiber ist der Individualverkehr, der sowohl beruflich als auch privat einen erheblichen Anteil an den Emissionen hat. Zusätzlich steigern fossile Heizsysteme und unzureichende Dämmung von Gebäuden den Energieverbrauch. Und: Die Deutschen verschwenden jährlich durchschnittlich 78 Kilogramm pro Person an Lebensmitteln – auch das trägt zur Klimabelastung bei.
Ein Aufruf zu kollektivem Handeln
Um dem entgegenzuwirken, weist das EU 1.5° Lifestyles-Projekt auf Grundlage von Modellrechnungen auf die Lebensstiloptionen mit größtem Beitrag für das Erreichen der Pariser Klimaziele hin. In Deutschland gilt dies unter anderem für den Wechsel von Privatfahrzeugen mit Verbrennermotoren zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern, Carsharing oder Elektrofahrzeugen für den Arbeitsweg, den Wechsel zur Bahn für Reisen in den Urlaub und in der Freizeit. Besonders effektiv ist außerdem das Ersetzen fossiler Heizsysteme durch Alternativen wie Wärmepumpen, die Optimierung von Gebäudedämmungen und das Mindern von Flächenverbrauch beim Wohnen.
Hürden für die Transformation
Trotz technologischen Fortschritts sieht sich Deutschland mit tief verwurzelten strukturellen Barrieren in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Technologie konfrontiert, die den Wandel erschweren. Die starke Assoziation von Lebensqualität mit privaten Autos, großen Wohnungen und hohem Konsumniveau prägen die Gesellschaft, während etablierte industrielle Interessen und inkonsistente politische Maßnahmen den Übergang zu nachhaltigeren Praktiken zusätzlich behindern.
Gemeinsam das 1,5° -Ziel erreichen
„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass das Erreichen des 1,5° -Ziels nicht nur durch individuelles Handeln möglich ist, sondern eine systemische Veränderung erfordert“, sagt Doris Fuchs, wissenschaftliche Direktorin am RIFS - „Deutschland muss seine technologische Kompetenz mit tiefgreifenden Veränderungen im Lebensstil verbinden, um auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft ernsthafte Fortschritte zu erzielen.“
Die Ergebnisse des 1,5°Lifestyles-Projekt sind in sechs Policy Briefs eingeflossen, die Sie hier ins Deutsche übersetzt downloaden können.
Über das EU 1.5° Lifestyles-Projekt
In den vergangenen vier Jahren hat das Projekt Einblicke in nachhaltiges Leben und konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Erreichung der Klimaziele geliefert. Mit einem Fokus auf Mobilität, Wohnen, Ernährung und Freizeit bieten aus dem Projekt hervorgegangene Studien umsetzbare Lösungen, die auf die Bedürfnisse der fünf untersuchten Länder abgestimmt sind. Im letzten Jahr des Projekts liegt der Schwerpunkt auf der gemeinsamen Entwicklung maßgeschneiderter Empfehlungen und der Bereitstellung praktischer Werkzeuge für den Wandel.
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