Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Covid-19-Krise: Erneuerbare können Gesundheitssystem und Wirtschaft entlasten

14.05.2020

Die Covid-19-Pandemie beeinflusst die Weltwirtschaft. Politische Anstrengungen werden nötig sein, um die Arbeitsmärkte zu stabilisieren und Gesundheitssysteme zu entlasten. Um diese Ziele zu erreichen, können erneuerbare Energien wesentliche Impulse setzen. Ein Team des COBENEFITS-Projektes am IASS hat analysiert, welche Chancen die Dekarbonisierung des Energiesektors weltweit bietet.

Solar Panele werden gereinigt
Ein Arbeiter reinigt Solarpanele.

Die Corona-Pandemie beeinflusst Millionen von Familien, Arbeitende und Unternehmen, Wirtschaft und Gesundheitssysteme. Oberste politische Priorität sollten nun Maßnahmen erhalten, die dabei helfen, die Folgen dieser Krise aufzufangen: Erneuerbare Energien können entscheidend zum Gelingen dieser Aufgabe beitragen, denn durch sie entstehen Arbeitsplätze. Sie entlasten die Gesundheitssysteme, weil durch ihren Einsatz die Kosten im Gesundheitssektor sinken. Zugleich helfen sie dabei,  Atemwegserkrankungen durch Luftverschmutzung zu reduzieren.

Einen international vereinbarten Rahmen für eine „Green Recovery“ - eine „grüne Genesung“ - bildet das Pariser Klimaabkommen zusammen mit der Agenda 2030. Während es zunächst um eine  wirtschaftliche Erholung geht, müssen langfristig widerstandsfähige Volkswirtschaften und Gesundheitssysteme etabliert werden. Dabei verstärken sich die Bewältigungsstrategien gegenseitig, mit denen die durch Covid-19 ausgelöste Erschütterung abgewehrt wird. Aber auch künftige Erschütterungen durch die Klimakrise vermieden werden können.

Wie Erneuerbare Energien in Südafrika das Gesundheitssystem entlasten könnten

Ein nun veröffentlichtes Factsheet vom COBENEFITS-Projekt am IASS belegt das Potenzial erneuerbarer Energien: Am Beispiel Südafrika zeigen die Forscherinnen und Forscher auf, dass das Land durch den Ausbau erneuerbarer Energien seine Gesundheitskosten von derzeit 2,3 Milliarden auf 270 bis 980 Millionen US-Dollar im Jahr 2030 reduzieren könnte. Die Kosten für Gesundheitsausgaben würden dort derzeit in die Höhe getrieben durch die von Kohlekraftwerken ausgelöste Luftverschmutzung. Jedoch würden erneuerbare Energien zu einer verbesserten Luftqualität führen, was die Zahl damit zusammenhängender frühzeitiger Todesfälle etwa durch Atemwegserkrankungen reduziere. Außerdem könnten südafrikanische Unternehmen und Haushalte durch Investitionen in Solarenergie jährlich geschätzte 700 Millionen US-Dollar sparen.

Erneuerbare Energien schaffen mehr Arbeitsplätze als fossile Brennstoffe

Über den flächendeckenden Einsatz erneuerbarer Energiesysteme, so das Autorenteam von COBENEFITS, könnten wiederum in Mexiko bis 2030 geschätzte 1,8 Millionen Beschäftigungsjahre entstehen. Darüber hinaus würden Erneuerbare Energien und deren Energieeffizienz kleinen Unternehmen und Haushalten dabei helfen, Geld zu sparen, welches künftigen finanziellen Krisen vorbeugen helfe. Auf diese Weise, so rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, könnten in Mexiko öffentliche Krankenhäuser bis zu 115 Millionen und Schulen bis zu 105 Millionen US-Dollar jährlich sparen.

„Nicht zuletzt tragen erneuerbare Energien dazu bei, die Resilienz für künftige Krisen zu stärken“, lautet das Fazit des Autorenteams. Luftverschmutzung ist ein Risikofaktor für viele Krankheiten. Atemwegserkrankungen wie Asthma stehen im Verdacht, das Risiko eines schweren Verlaufs von Infektionen wie Covid-19 zu erhöhen. Durch die Dekarbonisierung des Energiesektors könne die Luftverschmutzung entscheidend reduziert werden. Dies könnte die in der Türkei an Asthma erkrankten Kinder unter 14 Jahren um knapp eine Million Fälle bis 2028 senken.

Das aktuelle Factsheet des COBENEFITS-Projektes stellt Chancen erneuerbarer Energien für die Türkei, Südafrika, Vietnam, Indien und Mexiko vor. Die Zahlen stammen von Studienreihen der Jahre 2019 und 2020. Sie beziehen sich auf die potenziellen Entwicklungen bis in das Jahr 2030, die mit den richtigen politischen Entscheidungen in den nächsten zehn Jahren zu den erwähnten „Co-Benefits“ führen würden.

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Matthias Tang

Matthias Tang

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