Eine nachhaltige und sichere Energieversorgung für Kenia
13.12.2022
Kenia ist beim Klimaschutz und dem Ausbau der erneuerbaren Energien Vorreiter in der Subsahara-Region. Das Land hat sich der Dekarbonisierung verschrieben und will die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 32 Prozent gegenüber dem Business-as-usual-Szenario reduzieren. In einem neuen IASS Policy Brief untersuchen Forschende die wichtigsten politischen Optionen zum Ausbau der kenianischen Kapazitäten für erneuerbare Energien und zur Verbesserung des Energiezugangs und der Energiesicherheit.
Dank eines starken Sektors für netzgebundene und netzunabhängige erneuerbare Energien hat Kenia in den letzten zehn Jahren den Zugang zur Elektrizität rasch verbessert. Strom aus erneuerbaren Quellen deckte im Jahr 2020 88 % des gesamten Inlandsbedarfs. Der größte Teil davon wird mit geothermischer Energie erzeugt, gefolgt von Wasser- und Windkraft. Hinzu kommt ein wachsender PV-Sektor. Trotz dieser bedeutenden Errungenschaften und der Einführung politischer Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien steht der Energiesektor noch immer vor großen Herausforderungen, darunter dem mangelnden Stromzugang, Fragen der Erschwinglichkeit und Einschränkungen im Übertragungs- und Verteilungsnetz. Diese Umstände führen zu einem Kapazitätsüberschuss bei der Stromerzeugung, der nicht durch die Nachfrage aufgefangen werden kann. Die jüngsten Entdeckungen von Öl- und Gasreserven könnten die Bemühungen um die Dekarbonisierung des Energiesektors zunichtemachen, wenn die kenianische Regierung ihren derzeitigen Kurs nicht verstärkt.
Im IASS Policy Brief "Fostering a sustainable and secure energy supply for Kenya" (Förderung einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung für Kenia) stützen sich die Autorinnen und Autoren auf die Ergebnisse von zwei Workshops mit einer Reihe von kenianischen Fachleuten, die in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, Regionalprogramm Energiesicherheit und Klimawandel in Subsahara-Afrika, organisiert wurden. Sie sprechen drei zentrale Empfehlungen aus:
Botschaft 1:
Die Qualität des Netzes verbessern: Kenia sollte seine Digitalisierungsbemühungen verstärken, die Einführung neuer Technologien unterstützen, in die Forschung investieren und dadurch Ineffizienzen verringern, die regionale Integration fördern und dadurch die Konnektivität verbessern sowie Mechanismen zur Bedarfsplanung einführen und dadurch die Vorteile verschiedener Energiequellen nutzen. Diese Bemühungen sollten durch eine Aktualisierung des nationalen Netzkodex flankiert werden.
Botschaft 2:
Liberalisierung des Strommarktes: Der Beschaffungsprozess muss weiterhin wettbewerbsorientiert sein und auf dem Kriterium der geringsten Kosten beruhen. Net-Metering-Programme und Auktionen für erneuerbare Energien sollten durchgeführt werden, um mehr Akteure und Investitionen anzuziehen. Verbesserte Vorschriften für öffentlich-private Partnerschaften und Stromabnahmevereinbarungen sind erforderlich, um Engpässe für den Markteintritt zu beseitigen und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Diese Maßnahmen sollten von offenen Konsultationen begleitet werden, um die Beteiligung der Öffentlichkeit sicherzustellen und das Investitionsklima zu verbessern.
Botschaft 3:
Förderung dezentraler Energieversorgungsoptionen: Die dezentrale Erzeugung erneuerbarer Energien sollte gefördert werden, um sicherzustellen, dass netzferne Verbraucherinnen und Verbraucher Zugang zu erschwinglicher, zuverlässiger und sicherer Energie haben. Kenia sollte nachhaltige Finanzierungsstrukturen und steuerliche Anreize für die Technologieentwicklung und den Vertrieb dezentraler Energieoptionen verbessern. Der Aufbau von Kapazitäten sollte sich an lokale Gemeinschaften, einheimische Unternehmen und Regierungsbehörden richten, um die Wartung und Verwaltung von netzunabhängigen Systemen zu erleichtern und ihre Nachhaltigkeit zu erhöhen.
Publikation:
Apergi, M., Hermann, J., Eicke, L., Goldthau, A., Kurniawan, J., Schuch, E., Weko, S. (2022): Fostering a Sustainable and Secure Energy Supply for Kenya. - IASS Policy Brief, 2022, 7.