Eine Zukunftskommission für Brandenburg
14.12.2017
Am 12. Dezember waren Brandenburgs Ministerpräsident und Mitglieder der Landesregierung für ein Themengespräch über Energiepolitik und Klimaschutz zu Besuch am IASS. Mit den Direktoren des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) besprachen sie die Idee einer Zukunftskommission, die die Energiewende für Brandenburg sozial und wirtschaftlich nachhaltig gestalten soll.
Es war eine hochkarätige Runde, die Mitte Dezember am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) zusammenkam: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und mehrere Minister aus seinem Kabinett sowie Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), waren zum Themengespräch in die Kleist-Villa in der Berliner Vorstadt gekommen. Im Gespräch mit den wissenschaftlichen Direktoren des IASS, Ortwin Renn, Patrizia Nanz und Mark Lawrence, sowie dem administrativen Direktor Jakob Meyer, ging es um die Zukunft von Energiepolitik, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Brandenburg.
Das rund zweistündige Treffen habe eine „sehr konstruktive, sehr offene Debatte über Themen, die allen unter den Nägeln brennen“ hervorgebracht, sagte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Ob es um den Kohleausstieg, die Schwerindustrie, Verkehrswende, Landwirtschaft oder das Umdenken im Bausektor für den Klimaschutz ginge: Nun heiße es, positive Visionen für die Zukunft Brandenburgs zu entwickeln – und sie in den Kontext der globalen Dynamik von Modernisierungsprozessen wie etwa der Digitalisierung einzubetten.
Ministerpräsident Woidke merkte an, dass es Fragen gebe, die dringend wissenschaftlicher Begleitung bedürften. „Wie können wir in Brandenburg noch mehr dazu beitragen, den Klimaschutz zu fördern und gleichzeitig die soziale und ökonomische Entwicklung des Landes im Blick haben“, um „die Menschen nicht außen vor zu lassen?“ Das sei eine große Herausforderung, etwa wenn man an den Verlust von Arbeitsplätzen im Braunkohletagebau denke. Der Ministerpräsident begrüßte, dass wissenschaftliche Institute wie das IASS und das PIK solche Transformationsprozesse in den Blick nehmen.
IASS-Direktor Ortwin Renn erklärte, dass diese Prozesse nur dann erfolgreich und sozialverträglich ablaufen könnten, wenn man sie systemisch angehe: Es brauche ein Denken, das konkurrierende Perspektiven in Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Bevölkerung vor Ort zusammenbringe. „Es ist ganz wichtig, dass bei Transformationsprozessen alle, die davon betroffen sind, miteingebunden sind“. Man dürfe die Menschen nicht als Leute verstehen, die es bloß „abzuholen“ gelte, sagte Renn – denn tatsächlich seien sie aktive Mitgestalter.
Brandenburg werde seine Ziele zur Kohlendioxideinsparung bis 2020 erreichen, sicherte Ministerpräsident Woidke zu. Daraus ergebe sich, dass das Land in den nächsten Jahrzehnten auch Schritt für Schritt aus der Braunkohle aussteigen werde. Das solle aber „ohne soziales und wirtschaftliches Chaos“ passieren. Der Systemwechsel in den 1990er Jahren habe gezeigt, dass Transformationsprozesse nicht nur viel Geld, sondern auch Geduld, Ideen und Zeit bräuchten. Die wissenschaftliche Begleitung dürfe zudem keine „abgehobene Veranstaltung“ werden: „Die Zukunftskommission ist eine gute Idee, wenn die Region sich mitgenommen fühlt“.
Dass das Jahrzehnt von 2020 bis 2030 global entscheidend für den Klimaschutz ist, unterstrich Hans Joachim Schellnhuber. Der PIK-Direktor sieht im notwendigen Wandel eine große wirtschaftliche Chance. „Bis 2030 werden massive und teilweise disruptive Innovationen in allen Sektoren der Wirtschaft passieren“, erklärte Schellnhuber. Enorme Errungenschaften seien etwa im Bereich der Speichertechnologien für Strom und Wärme zu erwarten. „Wieso sollte Brandenburg nicht versuchen, da ganz vorne mitzumischen?“