Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Energie gewinnen mit weniger Wasser: IASS und Partner diskutieren über technische und politische Bedingungen

08.10.2015

Wasser-Energie-Nexus

Photovoltaik hat einen geringen Wasserbedarf.  © istock/dlewis33
Photovoltaik hat einen geringen Wasserbedarf. © istock/dlewis33

Der Energiesektor hat einen hohen Wasserverbrauch. Angesichts einer weltweit steigenden Energie-Nachfrage und knapper Wasserressourcen ist es notwendig, die Energieversorgung von der Wassernutzung zu entkoppeln. Windenergie und Photovoltaik können dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. So lautete das Fazit eines von Greenpeace Africa, der International Renewable Energy Agency (IRENA), der Thirsty Energy Initiative der Weltbank und dem IASS organisierten Side Event bei der SAIREC 2015, einer großen Konferenz zu erneuerbaren Energien, die vom 5. bis 7. Oktober in Kapstadt stattfand. Für den notwendigen Wandel hin zu einer wasserschonenden und sicheren Energieversorgung sind auch Politik und Energieplanung gefragt, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, waren sich die Teilnehmer einig.

Photovoltaik hat einen geringen Wasserbedarf. © istock/dlewis33
Photovoltaik hat einen geringen Wasserbedarf.  © istock/dlewis33

Die Politikwissenschaftlerin und Volkswirtin Sybille Röhrkasten vom IASS nannte zu Beginn des Side Events Zahlen, die den Handlungsdruck verdeutlichten: 1,2 Milliarden Menschen weltweit leben in Regionen, die unter Wasserknappheit leiden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2030 rund 40 Prozent der Nachfrage nach Wasser nicht befriedigt werden kann, wenn sich der Umgang mit Wasser nicht radikal ändert. Dafür aber gibt es wenig Anzeichen: Laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Wasserbedarf des Energiesektors bis 2035 um 85 Prozent steigen. „Diese Trends stellen bedeutende Risiken für die Energiesicherheit dar und haben Auswirkungen sowohl auf erneuerbare als auch auf nicht erneuerbare Energie-Technologien“, sagte Röhrkasten.

Der Ingenieur Adrian Stone, der für die Thirsty Energy Initiative der Weltbank sowie das Energieforschungszentrum der Universität Kapstadt arbeitet, ging auf die Situation in Südafrika ein. Wie viele Entwicklungsländer kämpfe Südafrika mit dem Problem, dass das Wirtschaftswachstum die Energienachfrage stark ansteigen lasse. Sie könne schon aufgrund veralteter Infrastruktur kaum befriedigt werden, und die Wasserknappheit verschärfe die Situation weiter. Tania Rödiger-Vorwerk vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung warnte, dass die zunehmende Konkurrenz um das knappe Gut Wasser zum Auslöser für soziale Konflikte werden könnte.

Melita Steele von Greenpeace Africa sagte, dass die jetzigen Weichenstellungen für die künftige Energieversorgung in Südafrika weitreichende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser, die Armutsbekämpfung, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Stromerzeugung und den Zugang zu Energie hätten. Derzeit würden in dem Land Kohlegruben ohne gültige Wassernutzungslizenzen betrieben, der Bau neuer Kohlekraftwerke werde ohne eine landesweite Analyse der Wasserverfügbarkeit genehmigt. Die Folge könne ein gravierender Wassermangel sein. „Es gibt Alternativen zur Kohle, aber keine Alternativen zu Wasser“, betonte Steele.

Allerdings findet in Südafrika zugleich eine Hinwendung zu erneuerbaren Energiequellen statt. Dies sei nicht nur in Hinblick auf Emissionen, sondern auch auf den Wasserverbrauch sinnvoll, sagte Dominik Schäuble, stellvertretender Leiter der Plattform Energiewende am IASS: „Windkraft und Photovoltaik haben einen deutlich geringeren Wasserbedarf als Kohle- und Kernkraft. Länder mit einer wachsenden Energienachfrage können Wasserrisiken vermeiden, ohne ihre Treibhausgasemissionen zu steigern, wenn sie in wasserresiliente erneuerbare Energiequellen investieren.“ Rabia Ferrouki von IRENA unterstrich, dass die Einsparung von Wasser ein starkes wirtschaftliches Argument für die Erneuerbaren sei.

Das IASS wollte mit dem Side Event bei der SAIREC die Rolle von Wasser stärker in der Agenda der internationalen Energiepolitik verankern. Während der Wasser-Energie-Nexus im Wasserbereich bereits ein viel diskutiertes Thema ist, misst der Energiesektor ihm derzeit noch zu wenig Bedeutung bei. Eine IASS-Hintergrundpublikation zu dem Side Event beleuchtet das Problem der Energieversorgung in einer Welt mit begrenzten Wasservorräten und zeigt Lösungswege auf.

08.10.2015

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