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Headline: Grüner Wasserstoff für nachhaltige Entwicklung: Die Rolle von multilateralen Entwicklungsbanken

Für die künftige Versorgung mit grünem Wasserstoff setzen die Industriestaaten auf Importe aus Ländern des Globalen Südens. Multilaterale Entwicklungsbanken unterstützen grüne Wasserstoffprojekte finanziell, wollen aber auch dafür sorgen, dass die nachhaltige Entwicklung der Exportländer davon profitiert. Sie knüpfen ihre Darlehen und Zuschüsse daher an Umwelt- und Sozialkriterien. Aber wie wirksam sind diese Maßnahmen? Das untersucht die Hongkonger Juristin Charlie Choy während eines einjährigen Fellowships am RIFS.

Charlie Choy
Charlie Choy RIFS/Bianca Schröder

„Private Investoren sind bislang noch sehr zurückhaltend, was grünen Wasserstoff angeht. Deshalb kommt den multilateralen Entwicklungsbanken beim Aufbau eines tragfähigen Wasserstoffmarkt eine besonders wichtige Rolle zu“, sagt Choy. Die Banken haben ihr Engagement zuletzt deutlich verstärkt: Von Januar bis Juli 2023 sagten sie über vier Milliarden US-Dollar zu, die vor allem als Darlehen an Regierungen von Entwicklungs- und Schwellenländern gehen sollen. Im gesamten Jahr 2022 belief sich die Summe nur auf rund eine Milliarde US-Dollar.

Hoffnungsträger mit Risiken

Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für die globale Dekarbonisierung, bringt aber auch verschiedene Herausforderungen wie technische Risiken, regulatorische Unsicherheiten und Marktfluktuationen mit sich. Diese versuchen die multilateralen Entwicklungsbanken mit Umwelt- und Sozialrichtlinien zu mindern. Um zu untersuchen, wie wirksam diese Richtlinien sind, analysiert und vergleicht Choy die Umwelt- und Sozialpolitik ausgewählter Entwicklungsbanken wie der Weltbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Europäischen Investitionsbank. Zudem plant sie Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern dieser Banken.

Die Ergebnisse ihrer Forschung können die künftigen Umwelt- und Sozialvorschriften für Investitionen in grünen Wasserstoff stärken. „Die Entwicklungsbanken können hier eine Vorbildfunktion für Unternehmen und Investmentfonds haben, denn es ihre Aufgabe, sich für eine nachhaltige Entwicklung der produzierenden Länder einzusetzen. Dazu gehört es nicht nur, Schäden zu vermeiden, sondern auch der lokalen Wertschöpfung einen hohen Stellenwert einräumen“, sagt Choy. Importierende und exportierende Länder müssten beide profitieren, nur dann könne der grüne Wasserstoff einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

Gleich vertraut mit Potsdam

Mit ihrem RIFS-Projekt knüpft die Wissenschaftlerin an ihre kürzlich abgeschlossene Doktorarbeit an, in der es ebenfalls um Finanzen und Nachhaltigkeit geht: An der Chinese University of Hong Kong forschte sie über die Vorschriften zur ESG-Berichterstattung (Environmental, Social and Corporate Governance) in Hongkong. Einen Teil ihrer Arbeit schrieb sie als Gastwissenschaftlerin an der Universität Aarhus in Dänemark. Diese Erfahrung sorgte dafür, dass ihr Potsdam gleich vertraut vorkam, sagt Charlie Choy: „Es gibt viele Ähnlichkeiten mit Aarhus, beide Städte sind sehr grün und viele Leute fahren mit dem Fahrrad. Das gefällt mir und passt gut zur Nachhaltigkeitsforschung!“