Meeresschutz im Südostpazifik: Studie gibt Empfehlungen für stärkere regionale Kooperation
22.02.2018
Etwa zwei Drittel der Ozeane liegen jenseits der 200-Seemeilen-Zonen der Küstenstaaten, also auch jenseits nationaler Gerichtsbarkeit. Über ihre Nutzung muss die internationale Gemeinschaft entscheiden: Im September beginnen die UN-Mitgliedsstaaten ihre Verhandlungen über ein Abkommen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der marinen biologischen Vielfalt in der Hohen See. Doch Herausforderungen wie der Meeresschutz und die Regulierung wirtschaftlicher Interessen können nicht allein auf globaler Ebene gelöst werden. In einer neuen Studie zeigen Forschende am Beispiel der Südostpazifik-Region, welchen Beitrag regionale Verbände leisten können, und geben Empfehlungen für eine Verbesserung des rechtlichen und institutionellen Rahmens.
Bei den UN-Verhandlungen werden vier Themen im Mittelpunkt stehen: Maßnahmen des Gebietsmanagements, Bewertungen der Umweltauswirkungen menschlicher Aktivitäten, der Umgang mit marinen Genressourcen sowie der Kapazitätsaufbau und der Transfer von Meerestechnologien. Carole Durussel (IASS), Eulogio Soto Oyarzún (Universität Valparaíso, Chile) und Osvaldo Urrutia S. (Päpstliche Katholische Universität Valparaíso, Chile/Victoria University of Wellington/Neuseeland) untersuchten, welche Institutionen sich in der Südostpazifik-Region für die Hohe See engagieren, wie sie zu diesen vier Themen arbeiten und derzeit schon miteinander kooperieren. Sie legen dar, dass die Organisationen durch verstärkte Kooperation und einen besseren rechtlichen Rahmen schon vor der Verabschiedung eines internationalen Abkommens mehr für den Schutz der Hohen See erreichen könnten.
Bessere Zusammenarbeit mit gemeinsamen Arbeitsprogrammen und der Entwicklung wissenschaftlicher Kriterien
„In dieser Region mit den Ländern Chile, Ecuador, Peru und Kolumbien gibt es drei Organisationen, die ein Mandat für die Hohe See haben. Sie arbeiten bislang aber kaum zusammen, obwohl sie sich thematisch ergänzen“, erläutert Leitautorin Carole Durussel. So ist die Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) für die nachhaltige Nutzung von weit wandernden Fischen wie Thunfisch, die South Pacific Regional Fisheries Management Organisation (SPRFMO) für nicht weit wandernde Fischarten zuständig. Aufgabe der Comisión Permanente del Pacífico Sur (CPPS) ist die Förderung der regionalen Zusammenarbeit ihrer Mitgliedstaaten bei der Koordinierung ihrer Meerespolitik, der Nutzung und dem Erhalt der Meeresressourcen, dem Meeresschutz und der regionalen wissenschaftlichen Forschung.
Die Autoren schlagen verschiedene Kooperationsmechanismen vor, zum Beispiel die Schaffung einer Arbeitsgruppe zwischen den drei Institutionen, um zusammenwirkende Ansätze – etwa die Entwicklung von gemeinsamen Arbeits- und Beobachtungsprogrammen und wissenschaftlichen Kriterien – für die Identifikation und die Umsetzung dieser vier Themen zu entwickeln und formelle Kooperationsvereinbarungen zu schaffen. Von entscheidender Bedeutung für die Region und Grundlage für fundierte Entscheidungen sei es auch, eine gemeinsame wissenschaftliche Wissensbasis zu schaffen und den Informationsaustausch zwischen den drei regionalen Institutionen sowie die Kapazitätsförderung zu gewährleisten.
Die regionale Ebene spiele eine zentrale Rolle dabei, die Artenvielfalt der Hohen See zu erhalten und nachhaltig zu nutzen, betont Carole Durussel. Die Erfahrung zeige sogar, dass regionale Kooperationen das Eingehen rechtlicher Verpflichtungen und die politische Annäherung zwischen Regionalstaaten auch in anderen Politikbereichen besser voranbringen. Damit lieferten regionale Kooperationsbündnisse einen wichtigen Beitrag dazu, große Herausforderungen im Meeresschutz auf lange Sicht effizienter zu lösen.
Durussel, C., Soto Oyarzún, E., Urrutia S., O. (2017): Strengthening the legal and institutional framework of the Southeast pacific: Focus on the BBNJ package elements. - International journal of marine and coastal law, 32, 4, p. 635-671