One-size-fits all? Wie regionale Meinungsunterschiede in der Bevölkerung die Klimapolitik beeinflussen können
09.03.2023
Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung, bei der Maßnahmen durch die Zustimmung von Bürgerinnen und Bürgern an Fahrt gewinnen, durch ihren Widerstand aber auch gebremst werden können. Wichtig ist hier nicht nur zu wissen, was die Menschen im Bundesdurchschnitt unterstützen. Gerade wenn es um die eigene Betroffenheit geht, also das Windrad am Ortsrand gebaut oder das Tempolimit in der Stadt eingeführt werden soll, kann ein Einblick in die Meinungen vor Ort für lokale Klimapolitikerinnen und -politiker von großem Interesse sein. Forscher des Ariadne-Projektes haben deshalb auf Grundlage von zwei bundesweit durchgeführten Panel-Umfragen die Zustimmung von 26 Klimaschutzmaßnahmen auf regionaler Ebene geschätzt und dabei geographische und zeitliche Meinungsunterschiede sichtbar gemacht.
Die Ergebnisse der Forschenden verdeutlichen regionale Unterschiede in der Zustimmung zu einzelnen Klimaschutzmaßnahmen, die sich vor allem zwischen Stadt- und Landbevölkerung sowie Ost- und Westdeutschland zeigen. So unterscheiden sich beispielsweise die Zustimmungswerte bei der Frage zum Kohleausstieg zwischen verschiedenen Landkreisen um bis zu 60 Prozentpunkte und machen deutlich, dass einzelne Klimaschutzmaßnahmen die Bevölkerung polarisieren können. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass in Regionen, in denen Windräder und Solaranlagen ausgebaut wurden, die Zustimmung zu diesen Instrumenten über die Jahre steigt. Grundsätzlich stehen die Menschen Förderungen und Infrastrukturausbau positiver gegenüber als Verboten und Steuererhöhungen.
Als Datenbasis haben die Wissenschaftler von Hertie School, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit –Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) und RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zwei bundesweit repräsentative Umfragen genutzt: Das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer der Energie- und Verkehrswende und das Ariadne Wärme- & Wohnen-Panel. Sie schätzen in ihrer Arbeit die durchschnittliche Bevölkerungszustimmung zu 26 Klimaschutzmaßnahmen in den Sektoren Energie, Transport und Wärme auf Bundesland-, Landkreis- und kommunaler Ebene zwischen 2017 und 2021 mittels eines mehrstufigen Regressions- und Poststratifizierungsmodells. Detaillierte Einblicke zur Zustimmung zu den einzelnen Klimaschutzinstrumenten auf regionaler Ebene können im Online-Dashboard nachrecherchiert werden. Das Wissen über die Haltung der lokalen Bevölkerung kann dabei helfen, Kommunikations- und Dialogkampagnen zielgruppen- und themengerecht zu gestalten.
Publikation:
Ariadne-Analyse: Geographische und zeitliche Unterschiede in der Zustimmung zu Klimaschutzpolitik in Deutschland
Pressekontakt:
Maria Bader, Kommunikationsmanagerin „Ariadne“, bader [at] mcc-berlin [dot] net