Politische Strategien für weniger Plastikmüll
16.09.2021
Viele Menschen wollen gerne ihren Verbrauch an Plastikverpackungen reduzieren, treffen dabei aber auf Barrieren wie weite Wege zum Einkaufen und ein geringes Angebot an unverpackter Ware. Ein IASS Policy Brief schlägt drei politische Strategien vor, die zur Reduktion des Verbrauchs von Verpackungen im Alltag beitragen können.
Am IASS haben Umweltpsychologinnen und -psychologen im Rahmen des Verbundprojektes ENSURE erforscht, wie die Politik eine Reduktion des individuellen Verbrauchs von Plastikverpackungen für Lebensmittel fördern kann. Dieser Wunsch ist in der Bevölkerung weit verbreitet: Laut einer repräsentativen Befragung, die im Rahmen des Projektes durchgeführt wurde, erleben 92 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten Plastikmüll in der Umwelt als bedrohlich im Hinblick auf den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Trotzdem nimmt der Verbrauch an Verpackungen im Alltag weiterhin stetig zu.
Es bedarf politischen Handelns, um die Menschen in ihren Bemühungen um einen geringeren Plastikverbrauch zu unterstützen. In ihrem Policy Brief sprechen die Forschenden drei Empfehlungen aus:
- Empfehlung 1: Ausbau des Angebots an unverpackten Lebensmitteln
Um die notwendige Integration des Unverpackt-Konzeptes in den Alltag der Konsumentinnen und Konsumenten zu fördern, braucht es ein flächendeckendes Netz von Unverpackt-Läden, die fußläufig, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Für die Umsetzung im Handel empfehlen wir, einen einheitlichen, verbindlichen Unverpackt-Standard einzuführen.
- Empfehlung 2: Etablierung standardisierter und umweltfreundlicher Mehrweg-Systeme für Lebensmittel
Es braucht flächendeckende Mehrweg-Systeme, die mithilfe standardisierter Behältnisse, kurzer Transportwege, unternehmensübergreifend nutzbarer Spülanlagen und adäquater Rücknahmelogistik effiziente Kreisläufe schaffen. - Empfehlung 3: Ausweitung regionaler Versorgungsstrukturen für saisonale und ökologische Lebensmittel
Im Sinne eines systemischen Ansatzes müssen regional und sozial-ökologisch ausgerichtete Versorgungsstrukturen gestärkt und ausgebaut werden, die ein verpackungsarmes, regionales und saisonales Angebot an Lebensmitteln bieten.
Wiefek, J., Michels-Ehrentraut, R., Stolberg, A., & Beyerl, K. (2021). Strategien zur Reduktion von Lebensmittelverpackungen. Unverpackt-Konzepte, Mehrweg-Systeme und regionale Versorgungsstrukturen als Ansätze zur reduzierten Nutzung von Einweg-Plastikverpackungen. IASS Policy Brief (September/2021), Potsdam., DOI: 10.48440/iass.2021.025