Supraleitende Kabel: Empfehlungen für den Einsatz neuer Technologie
27.09.2018
„Supraleitende Kabel sind vor allem bei Hochleistungsanwendungen von mehreren hundert Kilometer wettbewerbsfähig in Bezug auf die Kosten“, sagte Adela Marian, Projektkoordinatorin am IASS Potsdam. „Um den Einsatz dieser Technologie zu befördern, richten wir uns nun an die Politik und schlagen finanzielle Anreize vor.“
Kürzlich haben die Projektpartner eine dreißig Meter lange Testschleife sowie zwei Netzanschlüsse installiert, welche die Standards für eine Integration ins Stromnetz erfüllen. Als Supraleiter haben sie das Material Magnesiumdiborid (MgB2) verwendet, das nicht nur günstig herzustellen ist, sondern auch große Mengen Strom transportieren kann – das 500-fache von Kupferleitungen. Die Übertragungsleistung von rund 3,2 Gigawatt entspricht der Produktion von drei Kraftwerken.
Auf der Brüsseler Veranstaltung stellten die Partner das Demonstrationsvorhaben vor und diskutierten mit Stromnetzbetreibern und Politikern über die neue Technologie, die ein Podiumsteilnehmer als „ein neues Tier im Zoo“ beschrieb. Tatsächlich widmet sich ein Großteil der internationalen Energieübertragungsforschung, auch innerhalb von Best Paths, der Modernisierung und Aufrüstung bestehender Überleitungstrassen oder dem Bau von konventionellen unterirdischen Stromkabeln.
„Noch vor wenigen Jahren sagte man mir, ein supraleitendes Stromkabel sei nur ein Traum von Wissenschaftlern. Seitdem hat sich einiges geändert. Ich schätze es sehr, dass das Demonstrationsvorhaben dies nun in die Realität umgesetzt und dabei auch die Anforderungen der Netzbetreiber berücksichtigt hat“, sagte Norela Constantinescu, Leiterin Forschung und Innovation bei ENTSO-E, dem europäischen Dachverband der Stromnetzbetreiber, der rund 43 Unternehmen aus 36 Ländern vertritt.
Für ein breiteres Publikum haben die Projektpartner einen Bericht über supraleitende Hochleistungskabel verfasst, der in Kürze erscheint. Er gibt einen Überblick über die technischen Details des Prototypen, die Vorteile für die Umwelt sowie die nächsten Schritte für die Netzintegration. Diese umfassen industrielle Standardisierungsprozesse und Vorschläge für mögliche Anwendungsfelder.
Das Best-Paths-Konsortium verabschiedete in Brüssel zudem an die Politik und Industrie gerichtete Empfehlungen für den zukünftigen Einsatz sämtlicher im Rahmen von Best Paths entwickelter Technologien.
Best Paths war das größte Forschungsprojekt im Energiebereich, welches im Siebten Forschungsrahmenprogramm von der EU-Kommission gefördert wurde. Das Projekt endete im September 2018 und vereinigte 38 Partner, die in fünf großangelegten Demonstrationsvorhaben die technische Machbarkeit, Kosten, Auswirkungen und Vorteile verschiedener Netztechnologien bewerteten.
Der Fokus der Demonstrationsvorhaben lag auf Lösungen für den Umbau von Hochspannungsgleichstromleitungen in komplexe Netze, für die Modernisierung und Aufrüstung bestehender Gleichstromtrassen sowie für die Netzintegration von supraleitenden Hochspannungskabeln.
Die Ergebnisse von Best Paths sowie Bilder und Präsentationen der Abschlusskonferenz finden Sie unter: www.bestpaths-project.eu
Mehr Informationen:
- Marian, A., Bruzek, C.-E. (2018): Advancing superconducting links for very high power transmission.