Supraleitendes Kabel stellt neuen Rekord in der Stromübertragung auf
16.07.2018
Auf einem internationalen Workshop, der am 5. Juli in La Spezia in Italien stattfand, präsentierten Partner aus Industrie und Forschung sowie Übertragungsnetzbetreiber die bahnbrechenden Ergebnisse ihrer Forschung an einem supraleitenden Kabelsystem.
Rund 65 Experten versammelten sich auf der Veranstaltung, die vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), dem Kabelhersteller Nexans und dem italienischem Unternehmen ASG Superconductors organisiert wurde.
Supraleitende Kabel können dabei helfen, große Mengen erneuerbarer Energien in die Energienetze zu integrieren und den Energietransport effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
„Das Kabelsystem, welches wir entwickelt haben, stellt neue Rekorde im Bereich der Supraleiter auf. Die Drähte aus Magnesiumdiborid können rund 500 Mal mehr Strom transportieren als Kupferdrähte. Unser Kabel kann 3,2 Gigawatt Strom transportieren – und dank seines kleinen Durchmessers stellt es einen minimalen Eingriff in die Umwelt dar“, sagte Adela Marian, wissenschaftliche Projektleiterin am IASS.
Gemeinsam mit Nexans hat das IASS die Arbeit zehn europäischer Partner koordiniert, die den Aufbau eines innovativen Kabelsystems umfasst, inklusive der elektrischen Isolierung und der Netzanschlüsse. Der Durchbruch gelang in einem Demonstrationsvorhaben im Rahmen von Best Paths, das aktuell größte EU-Forschungsprojekt im Energiesektor.
Christian-Eric Bruzek, Senior Project Manager bei Nexans, sagte: „Zum ersten Mal haben wir ein supraleitendes Hochspannungskabel für die Übertragung von Gleichstrom entwickelt. Alle bisherigen Projekte widmen sich Wechselstrom. Vor allem bei langen Strecken kommen die Effizienzvorteile der Übertragung von Gleichstrom zum Tragen. Die größte Herausforderung für unser Projektteam war sicherlich, die Verbindungen zwischen dem Kabel und dem bestehenden Netz durch Hochspannungsanschlüsse zu schaffen. Damit haben wir Standards gesetzt für die Hochspannungsnetze der Zukunft.“
Aber wie werden die Netze in Zukunft aussehen und welche Rolle werden supraleitende Technologien dabei spielen? Auf einer Podiumsdiskussion äußerten Industrievertreter sich optimistisch, dass supraleitende Kabel innerhalb weniger Jahre standardmäßig in den Netzen verwenden werden können. Verhaltener zeigten sich die Übertragungsnetzbetreiber auf dem Workshop, darunter der französische Betreiber Réseau de Transport d'Électricité und der italienische Betreiber Terna. Sie forderten weitere maßgeschneiderte Pilotprojekte.
Jean-Yves Astic, R&D Program Manager bei Réseau de Transport d'Électricité, sagte: “Um uns Übertragungsnetzbetreiber dafür zu gewinnen, in supraleitende Kabel zu investieren, benötigen wir Nutzerstudien von 63 bis 320 Kilovolt, die Details enthalten zu den genauen Kosten, dem Langzeitbetrieb sowie der Wartung.“
Als nächsten Schritt schlagen die Projektpartner vor, dass sich ein Konsortium aus Herstellern und Netzbetreibern formiert, das Teststandards für supraleitende Hochspannungskabel festlegt, um Sicherheits- und Qualitätsstandards sicherzustellen und die Verbreitung der Technologie zu unterstützen.
Weitere Informationen:
Hier finden Sie das Programm, die Präsentationen und Fotos des Workshops.
Save the date: Die Abschlussveranstaltung, auf der sämtliche Ergebnisse von Best Paths präsentiert werden, findet am 20. September 2018 in Brüssel statt: “Renewing the EU Electricity Grid: the Best Paths towards Energy Transition”