Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Was der Kohleausstieg für das Klima bringt - Kopernikus-Projekt ENavi legt erste Ergebnisse vor

10.05.2019

Um mindestens 55 Prozent will Deutschland die CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 1990 senken. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken als essentieller Schritt dahin ist inzwischen gesellschaftlicher Konsens. Die Transformation zu einer dezentraleren Stromerzeugung verursacht jedoch zusätzliche Kosten, die die Gesellschaft tragen muss. „Wenn der Kohleausstieg mit geeigneten flankierenden Maßnahmen unterstützt wird, die garantieren, dass die negativen Effekte abgemildert werden, dann kann er das richtige Signal sein, um den Systemwandel einzuleiten“, gibt Claudia Hofer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IER, stellvertretend für die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bedenken.

Damit der Kohleausstieg die erhofften Auswirkungen auf das Klima hat, braucht es laut  den ENavi-Forscherinnen und -Forschern flankierende Maßnahmen wie einen angemessenen Preis für CO2-Emissionen.
Damit der Kohleausstieg die erhofften Auswirkungen auf das Klima hat, braucht es laut den ENavi-Forscherinnen und -Forschern flankierende Maßnahmen wie einen angemessenen Preis für CO2-Emissionen.

CO2-Emissionen müssen etwas kosten

Damit tatsächlich weniger Kohle verfeuert und damit weniger CO2 freigesetzt wird, müssen allerdings zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen müssen CO2-Emissionen mit einem angemessenen Preis versehen werden, wenn man den Kohleausstieg ökonomisch effizient und ökologisch umsetzen will. Ein solcher CO2-Preis könnte insbesondere den abzusehenden Rebound-Effekt verhindern. Dieser Mechanismus beschreibt, dass die Stromproduzenten nach der Abschaltung alter Kohlekraftwerke zunächst verstärkt auf moderne Kohlekraftwerke umsatteln, wenn die Kapazitäten vorhanden sind und diese günstiger produzieren als zum Beispiel Windkraftanlagen.

Um zu vermeiden, dass CO2-Einsparungen in Deutschland aufgrund des so genannten „Wasserbetteffekts“ zu steigenden Emissionen im europäischen Ausland führen, muss ein solcher CO2-Preis zum zweiten in die europäische Klimapolitik eingebettet sein. Der Wasserbetteffekt beschreibt eine Schaukelbewegung, die durch die Praxis des europäischen Emissionshandels (ETS) ausgelöst wird: Wenn Deutschland seine Emissionen reduziert, sinkt auch die Nachfrage nach ETS-Zertifikaten, wodurch diese bei gleichbleibender Menge billiger werden. Das wiederum lässt die Nachfrage der anderen Länder nach Zertifikaten steigen, was letztendlich den Kohle- und Gasverbrauch dort und damit auch die CO2-Emissionen wieder in die Höhe treibt.

Publikation:

Interdisciplinary synthesis report on the coal phaseout. The Kopernikus project ENavi informs the German coal commission, GAIA 28/1(2019): 61– 62

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Christina Camier

Christina Camier

Referentin Fellow-Programm
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